Das deutsche Schützenwesen gehört seit 2015 zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO – die Oschatzer Schützen konnten nun ein neues materielles Erbe feierlich der Öffentlichkeit vorstellen.
Am 10. Februar 2018 versammelten sich die Mitglieder der Privilegierten Scheibenschützengesellschaft zu Oschatz in ihrem Vereinsheim am Wellerswalder Weg, um gemeinsam mit geladenen Ehrengästen ihre neue Fahne im Rahmen eines Festaktes in Empfang zu nehmen. Zu den Ehrengästen zählten unter anderem der Landrat a. D. und Vorsitzende der Sparkassenstiftung für die Region Torgau-Oschatz Michael Czupalla, der Präsident des Sächsischen Schützenbundes und CDU-Fraktionsvorsitzende Frank Kupfer, der Oberbürgermeister der Stadt Oschatz Andreas Kretschmar und der Landesbrauchtumsleiter des Sächsischen Schützenbundes Hans-Jürgen Karstein.Weiterhin folgten die Fahnenabordnungen der Mügelner Schützengesellschaft und der Strehlaer Schützengilde der Einladung in die Gartenstadt am Collm.Pünktlich 15:00 Uhr eröffnete der Erste Vorsitzende des Vereins, Henry Bernhardt, die Veranstaltung. Ihm schlossen sich die Grußworte Michel Czupallas und Andreas Kretschmars an. Frank Kupfer begrüßte die Schützen auch im Namen des Deutschen Schützenbundes und dessen Präsidenten Hans-Heinrich von Schönfels. In seinem Namen überreichte er dem Verein eine Ehrengabe des DSB, einen ansehnlichen Miniaturbanner, der auf der Rückseite den gestickten Vereinsnamen der PSSG und den Autographen des DSB-Präsidenten führt.
Henry Bernhardt und Martin Kühn nutzten die Gelegenheit, um die langjährigen Mitgliedschaften zweier Vereinsmitglieder zu ehren. SSB-Präsident Frank Kupfer erhielt für seine 15-jährige Zugehörigkeit zur PSSG zu Oschatz die silberne Ehrennadel des Vereins verliehen. Dr. Siegfried Dietzes 25-jährige Vereinsmitgliedschaft fand in der Ehrenmedaille der PSSG in Bronze Anerkennung.
Nach den offiziellen Grußworten referierte der Zweite Vorsitzende Martin Kühn in einem Festvortrag über die Schützenfahnen, die die PSSG in ihrer über 480-jährigen Existenz besaß. Der Schwerpunkt lag dabei auf der im Jahre 1687 durch den sächsischen Kurfürsten Johann Georg III. in Dresden anlässlich einer Hoffeierlichkeit an die Oschatzer übergeben Fahne. Er berichtete über die kriminalistischen Recherchearbeiten im Jahre 2016, die schließlich dazu führten, dass die Stadt Oschatz das Objekt erwerben konnte. Seitdem befindet sich das kostbare Stück Regionalgeschichte fachgerecht gelagert und gesichert im Stadt- und Waagenmuseum. Sie ist neben schriftlichen Quellen das älteste erhaltene Relikt der Scheibenschützen und zählt zu den ältesten sächsischen Fahnen und ist eine der ältesten deutschen Schützenfahnen.
2017 entschied sich der gemeinnützige Sportverein – 330 Jahre nach der Schenkung durch Kurfürst Johann Georg III. – eine originalgetreue Neuanfertigung der Fahne in Auftrag zu geben. Mit maßgeblicher finanzieller Unterstützung der Sparkassenstiftung Torgau-Oschatz in Höhe von 2.144 € ließ die PSSG eine Replik bei der Hamburger Firma „FahnenFleck“ herstellen. Der Rest der Anschaffungskosten wurde durch die Vereinsmitglieder und Spender aufgebracht, namentlich die Firma Ehrlich Aufzugstechnik aus Ostrau, dem Waffenhandel Krause in Zschöllau und Frau Iris Kühn. Nach fast 70 Arbeitsstunden, davon über 50 Stunden ausschließlich für die Stickarbeiten, war die detaillierte Fahne fertig und dem Original durchaus ebenbürtig. Zum Jahresende 2017 folgte die AuslieferungDank der Oschatzer Museumsleiterin Dana Bach konnten die Festgäste neben dem neuen Schmuckstück auch die historischen Originalfahnen aus den Jahren 1687 und 1871 bestaunen.
In seiner Funktion als Präsident des Sächsischen Schützenbundes weihte Frank Kupfer die neue Fahne, bevor alle teilnehmenden Vereine, Ehrengäste und Sponsoren die Erinnerungsbänder überreicht bekamen.
Anlässlich der Fahnenübergabe stifteten der Oberbürgermeister Andreas Kretschmar, der amtierende Schützenkönig Martin Kühn und der Vorstand der PSSG jeweils einen Fahnennagel zum bleibenden Andenken.
Der Präsident der Mügelner Schützengesellschaft Daniel Schröter überreichte dem Oschatzer Vorsitzenden einen Glaspokal als Erinnerungsgeschenk.
Nach der Feierstunde bestand für alle Anwesenden die Möglichkeit, das neu eingerichtete Vereinsmuseum mit historischen Objekten zur Gesellschaftsgeschichte sowie die Druckluftwaffenschießstände zu besichtigen. Dort probierten die Gäste die neuen Lichtgewehre und Lichtpistolen unter den fachkundigen Augen der Trainer aus und stellten ihre Treffsicherheit unter Beweis.
Den Abend ließen die Vereinsmitglieder gemütlich ausklingen.
Ein besonderer Dank gilt an dieser Stelle nochmals allen, die durch ihren Einsatz und ihre Spendenbereitschaft zum Gelingen dieses Projektes beitrugen, besonders der Stadt Oschatz für den Ankauf des historischen Originals, der Sparkassenstiftung für die Bewilligung der Fördermittel und der Firma „FahnenFleck“, die dieses wunderschöne Unikat mit höchster fachlicher Qualität fertigte.
Wir können zu Recht stolz auf unsere neue Fahne sein!
